Mensch, Maschine!

Zukunft der Arbeit (10/12) — Wettbewerb schafft Arbeit, die keiner braucht

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Wenn die Maschinen immer besser werden, immer schneller, immer smarter, müsste die Gesellschaft insgesamt nicht auch immer produktiver werden? Nein: Seit den 1990er jahren steigt die Produktivität in Detuschland kaum noch. Und das trotz rasanter Fortschritte in Automatisierung und Robotisierung. Produktive Tätigkeiten fallen weg, aber dafür entstehen neue Jobs: Bullshit Jobs. Arbeit, die nur dem Wettbewerb dient und nicht mehr den Kund*innen.

Links und Literatur

Das Produktivitätswachstum sinkt. Das heißt zwar, dass wir (anders als ich es im Podcast formuliert habe) noch produktiver werden, aber erheblich langsamer als früher. Die exponenzielle Verbesserung der Technik (Mooressches Gesetz o.ä.) spiegelt sich im volkswirtschaftlichen Ergebnis nicht wieder. Es geht also irgendwo auf dem Weg Produktivität verloren. Im zweifelsfall bei den nicht-technischen Produktionsteilnehmern: Den Menschen.

David Graeber: A bullshit job is a form of paid employment that is so completely pointless, unnecessary, or pernicious that even the employee cannot justify its existence even though, as part of the conditions of employment, the employee feels obliged to pretend that this is not the case.“ David Graeber (2018): Bullschit Jobs. Simon & Schuster, New York.

37% der Arbeitnehmenden im Vereinigten Königreich empfinden ihre Arbeit als sinnlos.

Viele Volkswirtschaftler des beginnenden [!] 20. Jahrhunderts rechneten damit, dass die Ökonomie auf eine Stationäre Wirtschaft hinauslaufen würde, wenn alle Bedürfnisse hinreichend befriedigt wären.

Werbung um die Jahrhundertwende war noch stärker auf Information als auf Affekt ausgelegt.

George Akerlof und Robert Shiller haben dieses Phänomen 2015 in ihrem Buch „Phishing for Phools: The Economics of Manipulation and Deception”, Princeton University Press, auf den Punkt gebracht: Im Wettbewerb siegt nicht der bessere Anbieter, sondern der skrupellosere.

„Je mehr wir haben, desto mehr wollen wir“, meint Robert Frank, der untersucht hat, wie Menschen sich innerhalb ihrer Gruppen stetig vergleichen — vor allem anhand ihres Konsums.

Während vor wenigen Jahrzehnten noch das Serielle als Qualitätsmaßstab galt, muss heute alles Einzigartig sein, meint Andreas Reckwitz in seinem Buch: „Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne“, 2017 Suhrkamp.

Anders als die Produktivität zieht der Konsum exponenziell an. Unser Kleidungsverbrauch hat sich zwischen 2002 und 2015 verdoppelt. Das heißt, wir produzieren immer mehr, um die Maschinen auszulasten, auch wenn wir es längst nicht mehr brauchen.

Credits

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Vielen herzlichen Dank an Johann Niegl für die Titelmusik und Hans-Jakob Gohr für die Covergestaltung. <3


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