Der feine Unterschied (5/7) — Wie Computer unseren Unsinn entlarven
Wie das Wort „hangry“ mein Leben veränderte, warum die Liebe fast vorbei ist, sobald wir sie benennen und warum eine Gewürzdose allein nicht schmeckt: Wir verstehen die Welt, indem wir sie beschreiben, in Worte packen. Für uns macht das Sinn, für Maschinen leider nicht — und damit haben sie recht!
Links und Literatur
Glukosemangel macht hangry.
Die Idee, dass sich das Sybol, die Sprache zwischen Merk- und Wirknetz schiebt ist anders als ich fälschlich behaupte keine Idee von Jakob von Uexküll sondern eine erweiterung seiner Theorie Theorie durch Ernst Cassirer.
Ich behaupte, dass alle Worte nur unter Bezug auf menschliche Erfahrungen Sinn machen. Vielleicht war ich da übermütig. Worte werden, gerade in der Philosophie, gelegentlich so abstrakt, entfernen sich so weit von jeder Erfahrung und Empfindung, dass nicht mehr ganz klar ist, ob man noch über etwas redet, oder schon längst über nichts mehr. Vielleicht ist es das, was Ludwig Wittgenstein dann als „Sprachspiel“ bezeichnete, das Reden über nichts. Oder so.
Edmund Husserls Phänomenologie versucht zu beschreiben, wie wir Dinge erkennen und nicht bloß Oberflächen.
Die Behauptung, dass Sprachen sich nie vollständig übersetzen lassen, läuft in der Linguistik als Sapir—Whorf—Hypothese (nicht der von der Enterprise.
Die Idee, dass die Welt durch Unterscheidungen entsteht, die wir in unsere Sinneswahrnehmungen schlagen habe ich mal bei Niklas Luhmann aufgeschnappt, der das Operativen Konstriktivismus nennt.
Mit „propositionalen Aussagen“ stricken wir uns einen Sinn aus unserer Erfahrung.
Zu den Qualitätskriterien von Theorien gehören neben ihrem Erklärungswert vor allem ihre Prognosefähigkeit. Wahr ist, was verständlich macht. Noch wahrer ist, was die Zukunft voraussagbar macht.
Der Mensch als „Mängelwesen“ ohne Reiszähne und Fell: Diese Kränkung der menschlichen Allmachtsphantasie stammt vom Anthropologen Arnold Gehlen.
Dass verschiedene Sinnkonstrukte und Theorien sich nicht aufeinander reduzieren lassen, ist ein Gedanke von Ernst Cassirer. Er meint damit, dass sich unterschiedliche symbolischen Formen nicht aufeinander reduzieren lassen: Die Stellung eines Kunstwerks in der Welt und seine Rezeption lässt sich nicht durch die Physik erklären, die Rolle der Sprache nicht durch die Kunst, Kunst lässt sich nicht durch allein historisches Denken erfassen. Deshalb ergibt alles wissen und ergeben alle Theorien der Welt zusammengenommen kein kohärentes Weltwissen, sondern eine Reihe von heterogenen, themenspezifischen Welterklärungen.
Natürlich haben computerisierte Expertensysteme in eng abgegrenzten Wissensfeldern auch heute schon einen von menschen nicht mehr wettzumachenden praktischen Mehrwert, aber verstehen werden sie trotz aller Updates und Datenaggregation schlussendlich nie.
Niklas Luhmann versteht „Sinn“ als Erklärungssammlung, als menschliche Methode sich die Welt verfügbar zu machen, die aber gegen einer, wie auch immer gearteten Wirklichkeit, immer unterkomplex bleiben muss.
Credits
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Vielen herzlichen Dank an Johann Niegl für die Titelmusik und Hans-Jakob Gohr für die Covergestaltung. <3
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